Amman, Damaskus und Beirut

Zweimal hab ich Amman heute verlassen nach Norden hin. Nach Jerash unter einem Storchenschwarm. Nach Damaskus mit vollem Gepaeck - es war nichts zu machen mit der Post, um Unnoetiges heimzuschicken.
Schon lange hab ich mich gewundert ueber die langsame Fahrweise des Fahrers. Am Grenzuebergang hat er alle zur Eile angetrieben, ist sogar wegen eines fehlenden Stempels nochmals zurueckgefahren, auf der falschen Seite. Als er dann, eine halbe Stunde nach der Grenze, rechts an den Rand fuhr, um einige Kisten auszuladen, die er transportiert hatte, hatte noch keiner etwas bemerkt. Dann fiel mir zuerst das starke Parfuem auf, als der Fahrer vor mir Platz nahm. Aber wir waren schon eine Weile unterwegs, bis sich herausstellte, dass ein neuer Fahrer den vorigen abgeloest hatte, der mit einem Kollaps oder Herzanfall unterwegs ins Spital waere. Da war eine Weile Betroffenheit im Fond.

Was Damaskus betrifft, da werfen die Bilder vom Palaestinenserviertel ein viel zu guenstiges Bild auf die Stadt. Denn halb verfallene Gebaeude und unwahrscheinlich viel Unrat sind ueberall vorherrschend, und selbst Neubauten, die manchmal mitten auf der Strasse entstehen, machen den Ort nicht wohnlicher.

Der andere Fahrer nach Beirut war bestimmt ueber 70 und griff sich beim Reden auf den Kehlkopf, damit etwas zu hoeren war. Er steuerte einen Chevrolet (etwas juenger als er selbst), der mich erst lehrte, was eine Limousine war. Die beiden anderen Fahrgaeste waren Saenger einer Band, die arabische Musik spielte und angeblich heute einen Auftritt hatte. Aber nach dem Fastenbrechen in einem Imbisslokal schliefen sie beide sorglos auf der Rueckbank. Des Fahrers anfaengliche Eile begriff ich bald, denn wenn er bei Tageslicht ueber die Strasse herrschte, so schien er bei Dunkelheit schlecht zu sehen und zog immer wieder zur Mitte, besonders bei Kurven. Wiederholte Reinigung der Windschutzscheibe mit reinem Wasser half da nicht, eher, sich an einen anderen Wagen anzuhaengen, dessen Ruecklichter Orientierung gaben. Trotzdem kam ich in der Stadt und erreichte ohne die ueblichen Taxibetrugspiele mein Hotel.


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Thomas_Aquinas777 - 29. Aug, 16:28

Hey

Wenn du gerade von den ueblichen Taxibetrugspielen sprichst, davon kann ich Geschichten erzaehlen.....

Als ich vor 2 Wochen in Jerusalem zum Bahnhof fahren wollte, hatte der Taxifahrer 50 Sckekel fuer 1 Kilometer Autofahrt verlangt. =)

Alles Ganoven sag ich dir!

Das mit der Post musst du mir genauer erklaeren. Warum war da nichts zu machen? Ist dein Gepaeck fuer das Kamel zu schwer? ;)

Wo strandest du eigentlich gerade? (Stadt?)

weichensteller - 29. Aug, 17:09

Hallo Aquinat!

Das mit der Post geht so:
Du hast ausgelesene Buecher und noch einiges, das du nicht mehr brauchst, aber immer mitschleppen musst. Also suchst ein Postamt, um das Zeug heimzuschicken. Drei Postaemter der Hauptstadt und ein weiteres waren dazu nicht imstande. Das geht nur dann, das geht nur dort usw. Ich hab noch nicht einmal Schachteln suchen muessen zum einpacken. Und dann musst ja noch die Zeitfrage beruecksichtigen....

Da in Beirut hab ichs seit der gestrigen Ankunft ohne Taxi ausgehalten. Ueberhaupt war diesbezueglich gestern ein starker Tag: eine ueberhoehte Forderung abgewiesen (aus Vorwissen), und ein weiteres Angebot abgeleht (5 km bis zum Hotel um die Ecke!).

Wie war Jer?
Wo bist gerade?

LGP
Gedankenbilderbuche - 29. Aug, 16:31

Es gelingt

dir immer wieder Spuren zu finden und neue zu ziehen. Dein Reisebericht ist diesmal besonders beeindruckend, da du durch verschiedene Welten zu ziehen scheinst - und das auch sichtbar machst, in Bild und Sprache.
Ichwünsche dir noch weitere erfüllte Tage in der Ferne und eine gute Heimreise!

Liebe Grüße von uns allen aus deiner alten Heimat!

weichensteller - 29. Aug, 17:15

Danke

fuer dein Nachspueren!

Das mit der Weite stimmt eher fuer die Wueste. Hier in der Stadt, naja, die Plaetze sind schon weit zum Durchqueren.
Aber die Ferne: Eigentlich find ich die immer wieder doch nicht. Denn kaum bin ich da, ist sie gleich wieder weg.

Seid mir auch lieb gegruesst daheim in der Herbsteskaelte!
(Hier ueberlegt man jeden Schritt, wegen des Wasserhaushalts)
Gedankenbilderbuche - 30. Aug, 11:29

Welten

hab ich geschrieben, aber wahrscheinlich hat dieser Begriff auch was mit Weite zu tun. (Gibt´s die Welt überhaupt im Plural?) Und vielleicht ist die Ferne auch gar nicht so weit weg ...

Liebe erfrischende Grüße aus dem verregneten Wien!

Thomas_Aquinas777 - 31. Aug, 14:18

Aw: Hey

Nein, Jer war ich leider nicht mehr! Eine gewisse Person hat mir ungluecklicherweise absagen muessen! Meine Arbeit ist jedoch endlich fertig und abgabebereit! huhu =)

Wenn du schreibst, dass deine Reise mehr ein An-sich-Halten war als weniger ein Sich-gehen-Lassen, wie wueredest du deine anderen Reisen im Vergleich dazu beschreiben? Hast du das Gefuehl nur im Nahen Osten oder noch wo anders auch erlebt? Wie waren deine Eindruecke in Hinblick auf die Gesellschaft?

Meine Erfahrung ist die, dass eine starke religiose Spannung in der Gesellschaft wahrzunehmen ist und Menschen sehr ablehnend auf das Thema Religion zu sprechen sind. Auf der einen Seite nimmt in der juedischen Gesellschaft die Orthodoxie an der Zahl stark zu, auf der anderen Seite will man aber frei und unabhaengig leben.

Die letzten Tage verbringe ich noch in Tiberias und dann gehts ab nach Hause!

Bist du gut angekommen oder fliegst du erst?

Liebe Gruesse

Sandro

weichensteller - 2. Sep, 10:57

Das hat nichts

mit dem Ort zu tun, das gibts schon bei jedem Autostoppen, und auch daheim, wenn ich fuer eine Sache kaempfe und andere mich dann im Stich lassen....

Liebe Gruesse aus Beirut!
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