Asylwerber
a.
VORBEMERKUNGEN. Weitab von jeglicher "Realpolitik" fungiert als reines Symbol das Thema Saualm, ein Schmerzzeichen, das Zustimmung oder Ablehnung fordert und ansonsten keine weitere politische Bedeutung zu haben scheint. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ist eine genauere Untersuchung des Symbolwerts dieses Versuches der Flüchtlingsunterbringung nötig, die real gesehen ja völlig ineffizient ist. Im Oktober 2008 wird im ehemaligen Kinderheim auf 1200 m Seehöhe, 15 km von der nächsten Siedlung entfernt, eine „Sonderanstalt für straffällige Flüchtlinge“ eingerichtet. Acht Asylwerber aus Georgien, Kasachstan und Gambia werden dort untergebracht, bis sie im Dezember den Ort verlassen und vor dem Büro des Flüchtlingsreferenten protestieren. Die Landesregierung bleibt aber trotz Kritik weiterhin bei ihrem Plan.
http://www.youtube.com/watch?v=f9tkP8lkyDQ
http://www.youtube.com/watch?v=WQnBae1WisM&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=l1n2la1zLQ0&feature=related
Ein gänzlich anderes Thema ist das, was ich zuletzt in meiner alten Heimat erlebt habe, als ich nach langen Jahren wieder einmal vom Norden Wiens ins Weinviertel fuhr, auf einer Strecke, die ich seit meiner Kinderzeit kenne. Ich machte die Erfahrung, dass man eigentlich gar nicht mehr aufs Land kommt, weil die Landschaft mit Siedlungen, Gewerbebetrieben und Verkehrsflächen praktisch zugewachsen ist. Wo ich früher kilometerlange Weizen- oder Spargelfelder mit dem Rad querte, schneidet jetzt eine Autobahn die Fläche, gesäumt von locker verteilten Baumarkthäuschen unter aerodynamisch ausgerichteten Windrädern. Waren die Dörfer entlang der Brünnerstraße und der Nordbahn auch früher keine Schmuckkästchen, sondern in der geraden windigen Einöde ein Bild der Tristesse, wie übrigens ganz ähnlich auch im Süden und Osten Wiens, so bot sich diesmal ein Bild der Hässlichkeit, die kaum mehr durch Grünflächen aufgelockert war.
b.
DIE THESEN. Seit dem Mittelalter sind in Europa zwei Siedlungsformen dominant: Dorf und Stadt. Sie stehen für zwei unterschiedliche Lebensformen, für eine mehr sesshafte, bäuerlich und traditionell geprägte, sowie für eine mobilere, die eine starke soziale Differenzierung kennt, sehr vom Handel und Gewerbe bestimmt und immer wieder verändert wird. Dem entsprechen verschiedene Sozialformen, einerseits eine dörflichen Stabilität in einer überschaubaren Größe, wo allerdings Familien bzw. Höfe die Grundeinheit sind, oder öffentliche Positionen wie Lehrer, Bürgermeister oder Pfarrer – diese öffentliche Verfügbarkeit wird im Begriff Amt ausgedrückt - nicht der einzelne, und andererseits eine von Handwerkerzünften ausgehende Orientierung an Berufen des sekundären und heute immer stärker des terziären Sektors, also Industrie und Dienstleistungsberufe. Man könnte sagen: Stabilität und Mobilität (Wandel) – so als stünden sich die Nachkommen der ehemaligen Siedler und die der Nomaden gegenüber.
Die These lautet nun, dass im 20. Jahrhundert zwei neue Siedlungsformen dazukommen: das Lager und die Vorstadt.
VORBEMERKUNGEN. Weitab von jeglicher "Realpolitik" fungiert als reines Symbol das Thema Saualm, ein Schmerzzeichen, das Zustimmung oder Ablehnung fordert und ansonsten keine weitere politische Bedeutung zu haben scheint. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, ist eine genauere Untersuchung des Symbolwerts dieses Versuches der Flüchtlingsunterbringung nötig, die real gesehen ja völlig ineffizient ist. Im Oktober 2008 wird im ehemaligen Kinderheim auf 1200 m Seehöhe, 15 km von der nächsten Siedlung entfernt, eine „Sonderanstalt für straffällige Flüchtlinge“ eingerichtet. Acht Asylwerber aus Georgien, Kasachstan und Gambia werden dort untergebracht, bis sie im Dezember den Ort verlassen und vor dem Büro des Flüchtlingsreferenten protestieren. Die Landesregierung bleibt aber trotz Kritik weiterhin bei ihrem Plan.
http://www.youtube.com/watch?v=f9tkP8lkyDQ
http://www.youtube.com/watch?v=WQnBae1WisM&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=l1n2la1zLQ0&feature=related
Ein gänzlich anderes Thema ist das, was ich zuletzt in meiner alten Heimat erlebt habe, als ich nach langen Jahren wieder einmal vom Norden Wiens ins Weinviertel fuhr, auf einer Strecke, die ich seit meiner Kinderzeit kenne. Ich machte die Erfahrung, dass man eigentlich gar nicht mehr aufs Land kommt, weil die Landschaft mit Siedlungen, Gewerbebetrieben und Verkehrsflächen praktisch zugewachsen ist. Wo ich früher kilometerlange Weizen- oder Spargelfelder mit dem Rad querte, schneidet jetzt eine Autobahn die Fläche, gesäumt von locker verteilten Baumarkthäuschen unter aerodynamisch ausgerichteten Windrädern. Waren die Dörfer entlang der Brünnerstraße und der Nordbahn auch früher keine Schmuckkästchen, sondern in der geraden windigen Einöde ein Bild der Tristesse, wie übrigens ganz ähnlich auch im Süden und Osten Wiens, so bot sich diesmal ein Bild der Hässlichkeit, die kaum mehr durch Grünflächen aufgelockert war.
b.
DIE THESEN. Seit dem Mittelalter sind in Europa zwei Siedlungsformen dominant: Dorf und Stadt. Sie stehen für zwei unterschiedliche Lebensformen, für eine mehr sesshafte, bäuerlich und traditionell geprägte, sowie für eine mobilere, die eine starke soziale Differenzierung kennt, sehr vom Handel und Gewerbe bestimmt und immer wieder verändert wird. Dem entsprechen verschiedene Sozialformen, einerseits eine dörflichen Stabilität in einer überschaubaren Größe, wo allerdings Familien bzw. Höfe die Grundeinheit sind, oder öffentliche Positionen wie Lehrer, Bürgermeister oder Pfarrer – diese öffentliche Verfügbarkeit wird im Begriff Amt ausgedrückt - nicht der einzelne, und andererseits eine von Handwerkerzünften ausgehende Orientierung an Berufen des sekundären und heute immer stärker des terziären Sektors, also Industrie und Dienstleistungsberufe. Man könnte sagen: Stabilität und Mobilität (Wandel) – so als stünden sich die Nachkommen der ehemaligen Siedler und die der Nomaden gegenüber.
Die These lautet nun, dass im 20. Jahrhundert zwei neue Siedlungsformen dazukommen: das Lager und die Vorstadt.
weichensteller - 15. Aug, 00:43